Artenvielfalt und Lebensräume

Der Inn und seine Auen weisen auch heute noch eine interessante Artenvielfalt auf. Streckenweise konnten sich natürliche Gewässerstrukturen, Uferbereiche sowie typische Schotter- und Auenlebensräume erhalten. Sie bieten einer bedrohten und selten gewordenen Fauna und Flora wertvolle Rückzugsräume. Dazu gehören etwa Vertreter der Vogelwelt wie der zierliche Flussuferläufer, der Landschaftsgestalter Biber sowie der farbenfrohe Eisvogel.

Der Oberlauf des Inn in den Alpen und der Mittellauf im Alpenvorland sind der Salmonidenregion mit den beiden Leitfischarten Bachforelle und Äsche zuzuordnen. Charakteristisch für diese Gewässerlebensräume sind strömungsliebende (rheophile) und an die kühlen Temperaturen angepasste (kaltstenotherme) Organismen. Das Makrozoobenthos besteht aus Larven verschiedener Arten von Köcher-, Stein- und Eintagsfliegen sowie hoch spezialisierten Haken- und Zwergwasserkäferarten. Die pflanzliche Produktion ist aufgrund der Nährstoffarmut und des Geschiebetransportes sehr gering.

Wie auf der Karte ersichtlich, finden sich Reste von ursprünglichen Auengebieten nur mehr in der Schweiz und in geringer Ausprägung auch in Tirol. Die durch den Kraftwerksbau in Bayern entstandenen sekundären Feuchtgebiete und Auwälder stellen auch wertvolle Lebensräume dar.

Au – Platz für Artenvielfalt

Auen sind äußerst dynamische Ökosysteme, die eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren auf engstem Raum beherbergen. So sind auch die Auenlebensräume am Inn trotz vielfältiger menschlicher Eingriffe noch reich an wertvollen Lebensräumen. Charakteristisch ist eine ausgeprägte gehölzfreie Au mit großflächigen Schotterbänken, die durch Hochwasserereignisse immer wieder aufs Neue entstehen. Auf diesen offenen Kies- und Sandbänken, die meist lückig mit lichtbedürftigen, kleinwüchsigen Pionierarten bewachsen sind, treten seltene Artvorkommen auf. So sind Kiesbänke ein wichtiger Lebensraum für rohbodenbesiedelnde Insekten, wie etwa den Kiesbankgrashüpfer oder Kiesbrüter wie den Flussuferläufer. Zusätzlich findet man hier die Deutsche Tamariske (Myricaria germanica). An Standorten in breiteren Talbereichen, die weniger häufig Hochwasserereignissen unterliegen, bilden sich Weichholzauen aus Strauchweiden-Gebüschen mit Lavendel- und Purpurweiden (Salix eleagnos, Salix purpurea) oder Grauerlen-Wäldern. Die Hartholzaue ist in diesem Fall von Schneeheide-Kiefernwäldern geprägt.

Tamariske

Flussregenpfeifer

Am Alpenrand verringert sich das Gefälle. Damit sinkt auch die Fließgeschwindigkeit und die Wassertemperatur liegt etwas höher als in den Alpen. Der Fluss ist hier immer noch der Salmonidenregion zugeordnet (Äschenregion mit vermehrtem Auftreten von Nase, Aitel und Huchen). Zu den dynamischen Lebensräumen im Flussbett (Kies- und Schotterbänke) kommen nun großflächige nicht-dynamische Auenlebensräume hinzu. Diese weisen in der Regel temporär hohe Grundwasserstände, periodische Überflutungen und ein abwechslungsreiches Auenrelief auf. Die Weichholzau besteht aus einem Saum aus niedrigen Buschweiden, an den landeinwärts ein Streifen aus Silberweiden und Grauerlen anschließt. Die Hartholzau, die sich aus einer flussnahen Eschen-Au und flussferner Ulmen-Eichen-Au zusammensetzt, nimmt große Flächen ein. Häufig ist sie mit offenen oder nur licht bestandenen Schotterflächen („Brennen“) durchsetzt.

Große Schotterbank am Tiroler Inn

Erhaltene natürliche Auwälder des Alpinen Inn

Im weiteren Flusslauf wird die Strömung mit abnehmendem Gefälle immer ruhiger. Im Fluss tritt nun vereinzelt auch die Barbe auf. Das Wasser ist relativ sauerstoffreich, die Gewässersohle ist von Geröll- und Kiesablagerungen bedeckt.

 

Grenzübergreifende Artenschutzmaßnahmen
Im Juli 2019 wurde das erste länderübergreifende Inn Projekt gestartet – INNsieme. Von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung in Deutschland, werden in allen 3 Ländern grenzüberschreitende Maßnahmen gesetzt. Nach dem Motto: „Artenschutz kennt keine Grenzen“

Aktuelles zum Projekt finden Sie auf der Website www.innsieme.org

Inn bei Raubling - Im Staubereich haben sich sekundäre Aulebensräume gebildet